Performance
Wenn die Zuschauenden den Saal betreten und ihre Plätze einnehmen, sind sie schon da. Sie haben schließlich all das aufgebaut und vorbereitet, was es gleich zu sehen gibt. Unauffällig lenken sie das Geschehen auf der Bühne, während die spärliche Beleuchtung der Steuerpulte ihre routinierten Handgriffe verbirgt. Sie warten in der Dunkelheit und stehen für den Ernstfall bereit, sollte die Bühne plötzlich in Flammen stehen. Vielleicht aber waren sie es, die heute die Streichhölzer geworfen haben. Vielleicht wollten sie auch mal endlich an die Rampe treten im Flackern des Feuers, das den Staub hinterlässt, der sich Theater nennt.
Im Rahmen ihrer Inszenierung beleuchten Hanni&Anni die fehlende Sichtbarkeit von nicht cis-männlichen Techniker*innen im Theater. Gemeinsam mit Awa Winkel, Fynn Schroer und Nina Koempel zeigen sie auf humorvolle Weise Alternativen zum vorherrschenden männlichen Gestus des Machens und Erklärens in diesem Berufsfeld auf. »all the moves we make in the dark« handelt von Sicherheiten und Widerständen, von der Arbeit im und am Theater – und den Katastrophen, die Scheinwerfer hervorrufen können, wenn sie sich selbstständig machen.
Im Anschluss Abbau und Austausch mit dem Publikum
Wenn die Vorstellung zu Ende ist, beginnt für die Techniker*innen die eigentliche Arbeit. Denn das Bühnenbild muss abgebaut und die vielen Kabel, mit denen Hanni&Anni die Aufführung bestreiten, aufgewickelt werden. Ein gemeinsames Aufräumen mit den Zuschauenden bildet den Rahmen, um sich über Arbeit im Theater und Anerkennung auszutauschen: Für eine halbe Stunde, bis der nächste Aufbau beginnt.
Hanni&Anni beschäftigen sich mit dem Verhältnis von Arbeit und Anerkennung im Theater. In ihrem Studium an der Universität Hildesheim bemerkten sie ihr gemeinsames Interesse an der Inszenierung von Technik. »all the moves we make in the dark« ist ihre zweite Produktion.
Hannah Brown studiert aktuell »Angewandte Theaterwissenschaft« (MA) an der Justus-Liebig-Universität in Gießen und arbeitet u.a. als technische Leiterin in freien Produktionen, zuletzt bei »Die Vielhundertjährigen« von Caroline Creutzburg und René Alejandro Huari Mateus an den Sophiensaelen.
Anne Küper promoviert im DFG-geförderten Graduiertenkolleg »Das Dokumentarische. Exzess und Entzug« an der Ruhr Universität Bochum, wo sie sich mit der Begriffsgeschichte der Intimität und dem Chatbot als theatraler Figur beschäftigt. Außerdem ist sie als Autorin, Moderatorin und Gesprächsanstifterin auf Theater- und Filmfestivals tätig.
Eine Produktion von: Hanni&Anni
Konzept und Performance: Hannah Brown und Anne Küper
Interviews und szenische Mitarbeit: Awa Winkel, Fynn Schroer, Nina Koempel
Dramaturgische Beratung: Nina Koempel
Gefördert durch das Kulturamt der Stadt Frankfurt am Main, Erhard Friedrich Stiftung, Friedrich Weinhagen Stiftung, Heinrich Dammann Stiftung, Kulturförderung der Sparkasse Hildesheim, Stadt Hildesheim, Kulturamt der Stadt Gießen