Da haben wir gerade erst über die Eigenartigkeit von Bildschirmtheater gegrübelt und nun das: Zwei unserer Bloggerinnen hatten das Glück, so richtig in echt beim Dreh von Dor Alonis Hitler Baby One More Time dabei zu sein.

Aufprallende Orangen, Bewegungen im Raum und Regen, der auf die Bühne prasselt. Orangen, die aufplatzen, die auf der Bühne zermatscht werden. Irgendwo hinter uns raschelt es, da bewegt sich ein Mensch, da räuspert sich jemensch. Es gibt Bewegung auf der Bühne, mal langsam und zaghaft, dann laut und dynamisch. Das erste Mal wieder im Theater – nach gefühlt? – einem Jahr. Mit Menschen, mit Abstand, mit Maske, mit wenigen Menschen, aber: mit echten, körperlich anwesenden, atmenden Menschen. Auf der Bühne Dor Aloni und davor wir, davor Menschen mit Kameras. Unsere Anwesenheit ermöglicht durch das Team des OUTNOW Festivals – danke!
Das, was ich sehe, mir von Bühnenbild geben lasse, bestimme ich, keine Kamera, kein Stream.
Das fühlt sich befreiend an. Gleichzeitig sucht mein Blick immer wieder die vier Kameras, die für die Remote-Zuschauer*innen aufnehmen. Ich möchte wissen: welcher Ausschnitt wird gezeigt? Was von dem, was ich sehe, sehen sie nicht? Was bleibt auf der Bühne für das Publikum vor Ort?
Theater für die Kamera fühlt sich anders an als Theater für die Menschen vor dir.
Souverän und gekonnt spricht und spielt Dor Aloni mit den Kameras. Er spricht mit dem Publikum im Raum und gleichzeitig scheint er auch genau zu wissen, welche Kamera er einsetzen muss. Es ist spannend zu sehen, wie beides funktioniert: auf der Bühne stehen und mit der Kamera arbeiten.
Als Zuschauerin habe ich das Gefühl einen ganz anderen Zugang zum Gezeigten zu finden: Das Stück vor mir auf der Bühne ist körperlich anwesend, die Person auf der Bühne ist vor und das alles passiert gerade wirklich. Da ist kein Bildschirm, kein Stream auf den ich schauen MUSS, sondern schauen KANN. Eine Abtraktionsebene – die Abstraktionsebene – weniger. Es fühlt sich unmittelbarer, direkter an. Das Stück passiert nicht nur vor mir, es passiert mit mir.
Ein Moment, der mich so schnell nicht wieder loslassen wird.
Lea Terlau und Mareike Rabea Knevels